Am ersten Tag des USK Deutschlandtreffens 2022, noch vor der Registrierung, machte ich einen halbstündigen Spazierweg in Richtung Innenstadt. Dabei kam ich durch eine Industriegegend, an deren Mauern auch eine Streetartgalerie zu sehen war. Die Skizze täuscht aber, tatsächlich ist die Straße stark befahren, sehr laut und ungemütlich. Was ich für mein kleines bescheidenes Zeichnen brauche, das sind die abgelegenen Ecken, die man noch entdecken kann, ohne den leidigen Pulk des Funvolks nach sich zu ziehen. Dieser Ort hier ist dafür ein gutes Beispiel.
Wohnte ich in Dortmund, würde ich diese Brückenkreuzung an der Gronauer/Oestermärsch des Öfteren zeichnen, ungeachtet des tosenden Verkehrs, Krachs und Gestanks. Tosenden Verkehr zeichne ich übrigens niemals, den kann man sich ja jederzeit selbst anschauen, wenn man das unbedingt möchte.
Ein paar Skizzen aus Dortmund vom USK Deutschlandtreffen im September 2022.
Die konsumrauschende Innenstadt ist überfüllt und rummelig, während außerhalb des mehrspurigen Burgwallrings nur wenige lebendige Plätze und reizvolle Orte zu finden sind. Jedenfalls nicht für Ortsunkundige. Und wo es kleine Straßencafes und kreative Läden gibt, stehen dicht an dicht Autos vor Wohnhäusern, sodass man keinen Platz zum Zeichnen findet.
Der direkte Dortmund-Berlin Vergleich ergibt erwartungsgemäß, dass Berlin insgesamt doch eine plüschigere Stadt ist, in der sich Jede und Jeder das „Tschillen“ kulturell aneignen kann. In Dortmund lebt man eher mit scharfen Kontrasten. So ist auch das Neukölln Dortmunds, die Nordstadt, ein schärfer abgegrenztes Ghetto als das etwas durchmischte Berliner Neukölln zwischen Sonnenallee und Hermannstraße. Aber in der verrufenen Nordstadt, am rumänisch-arabisch-türkischen Wochenmarkt und zentralen Drogenumschlagplatz, hatte ich auch die netteste Begegnung mit einem älteren Ehrenamtlichen von der Diakonie, der mir freundlich seinen Stadtteil erklärte. Diese bedingungslose Freundlichkeit – det kenn wa in Berlin so nich. Seufz.
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