Kiezplätze im Vergleich

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Schnelle Skizzen vom Tuchollaplatz in Rummelsburg nahe Ostkreuz und am Reuterplatz in Neukölln. Der Tuchollaplatz liegt in der Viktoriastadt, dem Kaskelkiez, der geschichtlich interessant ist, sagt Wikipedia. Am Sonntagmorgen ist es dort angenehm ruhig und dösig. Einige der historischen Häuser sind nur zweigeschossig, alle steril schick saniert, vermutlich ist der Arbeiterkiez jetzt eine teure Wohnlage geworden. Der Ring aus Bahndämmen drumherum schützt vor zuviel Durchgangsverkehr.

Am Reuterplatz in Neukölln (früher mal eine Gegend für Bessergestellte) ist es immer dreckig und voll. Das aufgekratzte Partyvolk, Migrationshintergrundsternchen aus aller Welt und Hundebesitzer/innen ranzen das kleine Fleckchen Grün täglich gnadenlos runter, aber eine BSR-Kolonne harkt und fegt dort ganz früh morgens den Müll wieder raus. Wenn ich um Dreiviertelsieben zur U-Bahn gehe, komme ich an ihnen vorbei und grüße jedesmal mit einem murmeligen „Morgen“, wobei ich auch mal einen „Guten“ anfügen könnte – wozu der Geiz. Ach so. Berlin.

Noch was zum Grün, was auf meinen Bildern leider oft nur schwarzes Gekrakel ist: Während man in hippen Medien zu hippen Podiumsdiskussionen mit Experten zu „Grüne Städteplanung der Zukunft“ eingeladen wird, hat die Kettensäge in meiner nahen Umgebung mehr als 20 Bäume gefällt, die über 50 – 100 Jahre haben wachsen dürfen. Bauliche Verdichtung aus Geldgier zerstört grüne Innenhöfe, grüne Hauslücken und grüne Ufer in einem Umfang, der mit krüppelig-geometrischer Neuplanzung nie mehr gutzumachen ist. Aber an industriell herstellbarem „Fassadengrün der Zukunft“ lässt sich Geld verdienen, während die wilden Pionierpflanzen auf einer sandigen Brache nicht wirtschaftlich auswertbar sind – also nichts wert. Was an Berlin bisher so einzigartig lebenswert war, wird in rasendem Tempo verödet.

 


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